Eine funktionelle Betrachtung des Schluckaktes hilft dabei, die Vorgänge zu erkennen, die zu einer Dysphagie führen.
Aus therapeutischer Sicht ist diese Beschreibung des Schluckens relevanter als die aus „neurologischer“ Sicht und wird in vier Phasen eingeteilt.
1. Orale Vorbereitung
Während der oralen Vorbereitung wird die Nahrung zum Mund geführt, auf der Zunge platziert und durch einen präzise koordinierten Ablauf zerkleinert und mit Speichel durchsetzt. Teil der Phase ist eine sensorische Analyse. Sowohl die Konsistenz, die Form als auch Geschmack und Geruch werden analysiert. Die Ergebnisse dieser Analyse haben Einfluss auf den Ablauf des Zerkleinerns.
Das Kauen – also Zerkleinern – der Nahrung basiert auf einem engen Zusammenspiel von Zungenmuskulatur und M. buccinator, die den Nahrungsbrei immer wieder zwischen die Molaren bringen. Die Steuerung dieses Zusammenspiels wird durch Rezeptoren im Bereich der Zahnalveolen, der Mandibularmuskulatur und dem Mandibulargelenk gesteuert.
2. Orale Phase
Sobald die richtige Konsistenz des Speisebreis erreicht ist, wird er als Bolus geformt, auf dem hinteren Drittel der Zunge platziert und durch eine Wellenbewegung der Zunge nach hinten transportiert.
Die orale Phase dauert in der Regel 0,7 bis 1 Sek.
an der oralen Phase beteiligte Muskel und Hirnnerven
3. Pharyngeale Phase
Der Schluckreflex wird ausgelöst, sobald der Bolus den vorderen Gaumenbogen passiert hat. Dieser Zeitpunkt ist der Übergang von der oralen zur pharyngealen Phase.
Durch Heben des Gaumensegels wird der Rachenraum nach oben verschlossen (velo-pharyngealer Verschluss). Durch den Schluss der Stimmlippen und Taschenfaltenaktivität in Kombination mit der Epiglottisinversion, als indirekte Bewegung durch die Larynxelevation, wird der untere Atemweg verschlossen und eine Aspiration verhindert.
Im Pharynx erhöht sich der Druck zusätzlich durch den Zungenstempel und die Kontraktion der Pharynxmuskulatur.
Durch die Bewegung des Kehlkopfes nach anterior wird der Obere Ösophagussphinkter freigegeben und kann sich öffnen.
Die Atmung wird für ca. 0,3 Sek. unterbrochen.
Die pharyngeale Phase dauert ca. 0,7 Sek.
4. Ösophageale Phase
In der letzten Phase des Schluckaktes wird der Bolus in den Ösophagus gepresst. Dafür ist ein erhöhter Druck im Pharynx notwendig. Dieser wird erzeugt durch die Kontraktion der Pharynxmuskulatur und den Zungenstempel.
Außerdem entsteht in der Speiseröhre durch die dorsale Bewegung des Kehlkopfes ein geringer Unterdruck, der hilft, den gesamten Bolus in die Speiseröhre zu transportieren.
Mit Hilfe peristaltischer Bewegungen wird anschließend der Bolus bis in den Magen transportiert.