Dyspahgie-Therapie eine Einführung

Das Ziel der Therapie mit Dysphagie-Patienten ist der Schutz der Atemwege bei der Nahrungsaufnahme und beim Schlucken von Speichel.

Je nach Ursache der Dysphagie stehen unterschiedliche Therapie-Konzepte zur Wahl, die dem Patienten helfen sollen, seinen Schluckakt zu verbessern oder mit kompensatorischen Methoden eine sichere (aspirationsfreie) Nahrungsaufnahme zu erlernen.

Alle Konzepte und Interventionsmöglichkeiten haben einen gemeinsamen Grundgedanken. Je nach Konzept werden unterschiedliche Wege verfolgt, aber das Schlucken selbst ist immer ein erheblicher Teil dabei.

Schlucken lernt man durch schlucken – use it, or loose it!

Inhalte der Dysphagie-Therapie

Man unterscheidet drei Arten von Therapieinhalten.


Restituierende Verfahren

Therapieinhalte der restituierenden Verfahren helfen, die Aufmerksamkeit des Patienten auf die für das Schlucken wichtigen Strukturen zu lenken, den Tonus zu regulieren, Reflexe zu triggern und Bewegungsmuster zu üben.

Nach Kay Coombes und dem Konzept der fazio-oalen Therapie, erfolgt die Stimulation auf der Grundlage Symptom – Problem – Behandlung.
Nach dem PNF-Prinzip gilt: Das Gehirn kennt keine einzelnen Muskeln. Es kennt nur Bewegungsmuster, die gespeichert sind und abgerufen werden können.

Auf dieser Grundlage lässt sich aus bekannten Konzepten die jeweils für den Patienten passende Übung wählen.

Stimulationstechniken

Zum Beispiel PNF und F.O.T.T.

Mundpflege

aus therapeutischer Sicht.

Restituierende Maßnahmen

Verbesserung der Larynxelevation.

 
 

Kompensatorische Verfahren

Das Ziel kompensatorischer Verfahren ist das Erlernen von Schlucktechniken und die Optimierung der Körperhaltung, um den Schluckakt zu unterstützen.

Kompensatorische Schluckmuster

Zum Beispiel Mendelsohn-Manöver und supraglottisches Schlucken

 
 

Adaptive Verfahren

Adaptive Verfahren beinhalten vorrangig eine Kostanpassung bzw. den Einsatz spezieller Ess- und Trinkhilfen.


Übersicht der therapeutischen Interventionen

Je nach Ursache bzw. Symptom lassen sich einzelnen Störungsschwerpunkten die restituierenden, kompensatorischen und adaptiven Verfahren zuordnen:

StörungRestituierende VerfahrenKompensatorische VerfahrenAdaptive Verfahren
BoluskontrolleZungenübungenChin Tuckhomogene Kost
angedickte Flüssigkeiten
ZungenbasisretraktionMasako-Manöver
Zungenkräftigung
Chin Tuck
Mendelsohn-Manöver
homogene Kost
Speise mit guter „Gleitfähigkeit“
SchluckreflexStimulation nach F.O.T.T.,
thermale Reize, taktile Reize, gustatorische Reize am Gaumenbogen
Zungenübungen
Supraglottisches Schlucken
Chin Tuck
Speisen mit starken thermischen oder gustatorischen Reizen
GlottisschlussPhonationsübungen
Stimmkräftigung
Supraglottisches Schlucken
Kopfdrehung
Flüssigkeiten andicken
Oberer ÖsophagussphinkterMasako-Manöver
Shaker-Manöver
Kräftigung Zungengrund
Mendelsohn-Manöver
Medikamentöse Behandlung
Speisen mit höherer Fließgeschwindigkeit
PharynxkontraktionAnsaug-Übungen, Pfeifen
Shaker-Manöver
Kopfdrehung mit Chin Tuck
Nachschlucken
weiche Speisen, gute Fließeigenschaften
SensibilitätStimulation nach F.O.T.T. und PNF, MundpflegeSupraglottisches SchluckenSpeisen mit starken thermischen und gustatorischen Reizen
GaumensegelAnsaugübungen, ArtikulationsübungenSupraglottisches Schlucken, Manueller NasenverschlussSpeisen mit hoher Fließgeschwindigkeit

Risiko Dysphagie-Therapie?

Wie sichert man sich bei der Behandlung von Dysphagie-Patienten vertraglich ab?

Das ist ein kompliziertes Feld. Es ist nachvollziehbar, dass Therapeuten sich bei der Behandlung von Patienten mit Dysphagie absichern wollen. Aber wogegen?

Als Dyspahgie-Therapeut muss man seinem Können vertrauen. Inhalte der Therapie müssen fundiert sein und Therapeuten müssen ihre Fähigkeiten einschätzen können. Eine Arbeit nach try and error ist besonders bei Dysphagie-Patienten keine Option.

Absicherung?

Im Falle eines Behandlungsfehlers greift aller Wahrscheinlichkeit nach die Berufshaftpflichtversicherung. Wenn allerdings Patienten aus eigenem Antrieb experimentieren und sich überschätzen, dann liegt die Schuld bei ihnen selbst. Eigentlich ist es genau so einfach. Daher ist die Aufklärung und Information von Patienten im Rahmen der Dysphagie-Therapie elementar.

Halten sich Patient und Angehörige nicht an Vorgaben was Essen oder Trinken angeht, dann sollten sich Therapeuten in Betracht ziehen, die Therapie zu beenden.

Besser als eine Absicherung ist also die konsequente und konstante Aufklärung der Patienten und der Angehörigen. Die wichtigsten Verhaltensvorgaben, die in der Therapie gemeinsam entwickelt wurden, sollten schriftlich fixiert werden. Als Erinnerungshilfe und als Ratgeber.